Die Geschichte Britannias

Die Ballade vom Zerschlagenen Stein

Nach Sendrik dem Gütlichen Lehrling des Hofkomponisten

„Ich fürchte, Du durchquerst diese Land zum ersten Mal. Willst Du hier ein wenig ausruhen, junger reisender Freund? Soll ich Dir ein warmes Mahl und ein Lied darbieten? Ich flehe Dich an, halte ein und ruhe Dich aus bis zum Morgen. Mein Feuer und mein Ohr sollen für einen Abend lang Dir gehören. Welches dieser Geschenke willst Du gerne erhalten?“

Willkommen, erschöpfter Fremder! Du sollst hier warmes Brot und das bezaubernde Lied meiner Mandoline finden. Auf einer Suche nach Wissen bist Du? Wenn Du an meinem Feuer ausruhst, werde ich Dir kurz die Geschichte unseres Landes erzählen.

Man bezeichnet mich, ohne vermessen zu sein, als Experte auf diesem Gebiet. Meine Pilgerfahrt als Barde führte mich in die liebliche Stadt Britain, obgleich ich auch Gelegenheit hatte, meine Lieder in Moonglow, Trinsic und anderen Orten zu singen, die Du auf Deinen Reisen ebenfalls gesehen haben mußt. Eine Reise durch Britannia wäre nicht dasselbe ohne das Wissen, das ich bereit bin, weiterzugeben. Also ruhe Dich aus, vornehmer Wanderer, und ich werde beginnen...

Noch lange bevor der Fremde jemals das Reich Sosarias und seine vier Kontinente betreten hatte, das Reich von Lord Britisch, das Land der Gefahr und Verzweiflung, das Land des dunklen Unbekannten und das Land der Lehnsherren, wurde ein junger Zauberer names Mondain geboren. Als Mondain älter wurde und sein Wissen zunahm, wuchs auch sein unstillbarer Durst nach Macht und seine Unzufriedenheit mit der Vergänglichkeit des Lebens. Schließlich erfuhr er von dem überaus wertvollen Juwel der Unsterblichkeit, der seinem Besitzer unvorstellbare Macht und ewiges Leben versprach. Sicher hast auch Du schon davon gehört.

Nun, ich denke, wie übrigens die meisten Historiker dieses Königreiches, daß Mondains Verlangen nach Unsterblichkeit ihn mit Habgier erfüllte und die moralische Weisheit verdarb, die all denen zu eigen war, die die Mächte der Magie erforschten. Seine Sehnsucht nach dem Juwel begann ihn zu verzehren und brachte ihn nach großen Qualen schließlich so weit, seinen Vater zu bereitwillig zu ermorden.

Der Name Mondain’s ist in Britannia bis zum heutigen Tage verflucht, denn ein jeder, der ohne gerechten Grund sein Schwert gegen die seines Blutes richtet, wird sich, so glaubt man, auf ewig mit den Mächten der Finsternis verbünden. Aber zu diesem Thema an einem anderen Abend. Um wirklich unseren gegenwärtigen Haß auf Mondain zu verstehen, mußt Du noch mehr wissen...

Nachdem er sich den Besitz des Juwels gesichert hatte, schmiedete Mondain Pläne, um den Edelstein in einem Ritual zu benutzen, das ihm die ultimative Macht verleihen sollte. Während der Zeremonie, die das Juwel für immer an Mondain binden sollte, nahm das Juwel ein Abbild des ganzen Landes auf, mit Ausnahme dessen, der das Ritual vollführte - Mondain selbst.

Sobal er erfüllt war von der Macht der Unsterblichkeit, benutzte Mondain das Juwel um die Welt zu beherrschen; bis ein Fremder erschien, auserwählt um die Quelle der Existens Mondains zu zerstören. Nachdem er jahrelang durch Sosaria gereist war, war es die Aufgabe dieses Fremden, Land und Leute von von der Schreckensherrschaft Mondain’s zu befreien. Nach vielen Schlachten machte er sich auf zum Lager des Herrschers und vernichtete den bösen Zauberer, indem er das Juwel durch die Berührung eines Sterblichen zerstörte. Als die Essenz der Unsterblichkeit sich über das Land ausbreitete, begann sich das Gewebe des Universums zu verändern. Und nachdem die Macht des Juwels verschwunden war, wurde auch Mondain selbst zerstört.

Wir in Britannia feiern diesen Fremden, den nie mehr einer zu Gesicht bekam, einmal im Jahr als den Held, der Mondain vernichtete, denn leider verließ er uns ohne einen Name für sein Vermächtnis zu hinterlassen. Ich glaube, wäre er länger geblieben, dann wäre die Katastrophe, die die unbeherrschte Gier Mondains heraufbeschworen hatte, eingedämmt worden. Hätte es die wohlwollend Geister nicht gegeben, die über die Welt wachen, Britannia würde heute vielleicht schon nicht mehr existieren.

Denn siehst Du, betroffen von den Ergebnissen, die der natürliche Lauf der Dinge hervorgebracht hatte, wo die Suche eines Mannes nach der ultimativen Macht beinahe eine Welt ausgelöscht hätte, ersonnen die schützenden Geister einen Plan, um sicherzustellen, daß wieder rechtschaffene Menschen die Herrschaft über das Land übernehmen konnten. Weil sie sich der Verwüstung bewußt waren, die die Zerstörung des Juwels mit sich gebracht hatte, ergriffen sie das Gewebe von Zeit und Raum und woben die Struktur von Sosaria, das wir heute Britannia nennen, von neuem. Es wird allgemein angenommen, daß die Gebirgskämme, die diese Insel umgeben, diese ausgebesserten Nähte darstellen, obwohl ich persönlich diese Überlieferung anzweifle.

Es geht überdies das Gerücht um, daß, als das Juwel zertrümmert wurde, tausende zersplitterter Bruchstücke über das Universum zerstreut wurden. Und in jeder Facette liegt das Abbild Sosarias, genau so, wie es bei Mondains Ritual festgehalten wurde.

Kein Sterblicher hat bisher einen Weg gefunden, um diese Fragmente wieder zusammenzusetzen, wobei ich mich als Historiker insbesondere frage, ob sie überhaupt existieren. Was würde ich nicht drum geben für einen Zauberspruch, mit dem ich den Fluß der Zeit umkehren könnte, um dieses Stück der Geschichte zu enthüllen! Aber andererseits, vielleicht wird ein anderer Fremder kommen? Einer wie Du, der die Mittel hat, um solche Fragen zu beantworten?

Sedrik der Gütliche

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